Frankfurt am Main. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, den Leitzins unverändert bei 2,5 Prozent zu belassen. Diese Entscheidung wurde von den meisten Marktbeobachtern erwartet, nachdem die Inflationsrate in der Eurozone im vergangenen Monat leicht zurückgegangen war. EZB-Präsidentin Christine Lagarde betonte in der anschließenden Pressekonferenz, dass die Zentralbank weiterhin wachsam bleibe und bereit sei, bei Bedarf zu handeln.
"Wir sehen erste Anzeichen dafür, dass unsere bisherigen geldpolitischen Maßnahmen Wirkung zeigen", erklärte Lagarde. "Die Inflation bewegt sich in die richtige Richtung, aber wir müssen sicherstellen, dass dieser Trend anhält." Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent an. Im März lag die Inflationsrate in der Eurozone bei 2,1 Prozent, nach 2,3 Prozent im Februar.
Reaktionen der Märkte
Die Finanzmärkte reagierten gelassen auf die Entscheidung der EZB. Der Euro notierte kurz nach der Bekanntgabe leicht fester bei 1,08 US-Dollar. Die europäischen Aktienmärkte zeigten sich uneinheitlich, wobei der DAX leicht im Plus und der Euro Stoxx 50 leicht im Minus lag.
"Die Entscheidung war weitgehend erwartet worden und ist daher bereits in den Kursen eingepreist", kommentiert Dr. Julia Schmidt, Chefökonomin bei der Commerzbank. "Interessanter sind die Signale für die zukünftige Geldpolitik, und hier deutet die EZB an, dass sie bei einer weiteren Abschwächung der Inflation zu Zinssenkungen bereit wäre."
Die wichtigsten Punkte im Überblick:
- EZB belässt Leitzins bei 2,5 Prozent
- Inflationsrate in der Eurozone bei 2,1 Prozent im März
- Lagarde: Geldpolitik zeigt erste Wirkung
- Märkte reagieren gelassen auf die Entscheidung
- Experten erwarten mögliche Zinssenkung im dritten Quartal
Auswirkungen auf Verbraucher und Unternehmen
Für Verbraucher und Unternehmen bedeutet die Entscheidung zunächst eine Fortsetzung des Status quo. Die Kreditkosten bleiben vorerst stabil, was sowohl für Immobilienkäufer als auch für Unternehmen, die Investitionen planen, relevant ist.
"Wer auf sinkende Bauzinsen gehofft hat, muss sich noch etwas gedulden", erklärt Thomas Müller, Finanzierungsexperte bei der Interhyp. "Allerdings deuten die Signale der EZB darauf hin, dass wir im Laufe des Jahres mit einer leichten Entspannung rechnen können."
"Die Stabilität des Leitzinses ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits schafft sie Planungssicherheit, andererseits belastet das anhaltend hohe Zinsniveau die Investitionsbereitschaft der Unternehmen." - Prof. Dr. Andreas Weber, Wirtschaftsweise
Für Sparer bedeutet die Entscheidung, dass die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten vorerst auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften. Nach Jahren der Nullzinspolitik bieten viele Banken inzwischen wieder attraktivere Konditionen an.
Unterschiedliche Entwicklungen in den Mitgliedsstaaten
Die wirtschaftliche Entwicklung in den einzelnen Ländern der Eurozone verläuft weiterhin uneinheitlich. Während Deutschland und Frankreich im ersten Quartal ein moderates Wachstum verzeichneten, stagniert die Wirtschaft in Italien und Spanien.
"Die EZB steht vor der Herausforderung, eine Geldpolitik zu gestalten, die für alle Mitgliedsstaaten angemessen ist", erklärt Dr. Schmidt. "Das ist angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Dynamiken nicht einfach."
Wirtschaftswachstum in ausgewählten Ländern der Eurozone, Q1 2025. Quelle: Eurostat
Ausblick
Experten rechnen damit, dass die EZB bei anhaltend rückläufiger Inflation im dritten Quartal 2025 eine erste Zinssenkung vornehmen könnte. "Die Daten der kommenden Monate werden entscheidend sein", so Dr. Schmidt. "Wenn sich der Trend fortsetzt, könnte die September-Sitzung ein möglicher Zeitpunkt für eine erste Zinssenkung sein."
Die nächste reguläre Sitzung des EZB-Rats findet am 5. Juni 2025 statt. Bis dahin werden weitere wichtige Wirtschaftsdaten veröffentlicht, die Aufschluss über die weitere Entwicklung geben werden.
FinanzBlick wird die Entwicklungen weiterhin genau beobachten und Sie auf dem Laufenden halten.